Johannes-Passion
Trailer der Uraufführung 2022
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Programmheft in DGS
Statement Antijudaismus
Leider haben die Passionserzählungen im Allgemeinen und auch die Bach`schen Vertonungen im Besonderen in ihrer Wirkungsgeschichte immer wieder zu christlich motiviertem Antijudaismus geführt. So fanden im europäischen Mittelalter bis ins 19. Jhd. hinein insbesondere nach Karfreitagsgottesdiensten Pogrome gegen jüdische Gemeinden und Familien statt[1].
Innerhalb der Johannespassion kommentieren Arien und Choräle den Text des Evangeliums aus Sicht einer persönlichen, barocken Frömmigkeit – und suchen beispielsweise „Schuld“ eher beim gläubigen Individuum.
Und auch wenn sich bei Johannes eine besonders parteiische Erzählung der Passion Jesu findet: Unstrittig ist, dass Jesus selbst jüdisch war, ebenso wie sein Umfeld.
Wir haben uns der ambivalenten Wirkungsgeschichte des Werks kognitiv und körperlich genähert, indem wir bei der Übersetzung der von den Nazis als „Entjudungs-Hymnen“[2] bezeichneten Turba-Chöre die Gebärde für „Juden“ mit Anführungszeichen („“) ersetzen. Hierdurch versuchen wir, stereotype Darstellungen zu minimieren, neue Dimensionen zu öffnen und Perspektiven zu erweitern.
Wir positionieren uns klar gegen jeden Antijudaismus und modernen Antisemitismus.
Wir treten ein für ein solidarisches, friedliches Miteinander der Religionen.
[1] F.W. Marquardt (2000): Die Juden in Bachs Johannespassion. In: Arbeitsstelle Gottesdienst, Band 38, S.146-156
[2] Kortheuer-Schüring, Renate (2017): War Bach Antisemit? In: Jüdische Allgemeine.
Bilder
Über die Johannes-Passion
- Die Johannes-Passion wurde von Johann Sebastian Bach komponiert und am 7. April 1724 in der Leipziger Nikolaikirche uraufgeführt
- Ursprünglich war sie als Teil des Gottesdienstes gedacht, heute wird sie aber meistens als Konzertmusik aufgeführt.
- Bach arbeitete die Passion immer wieder um. Deshalb gibt es heute verschiedene Fassungen. Meistens wird eine Mischung aus verschiedenen Fassungen aufgeführt.
- Die Johannes-Passion wurde für einen vierstimmigen Chor, Gesangssolist*innen und Orchester geschrieben.
Inhalt
- Es geht um die Gefangennahme und Kreuzigung von Jesus Christus.
- Die Textvorlage ist der Evangelienbericht nach Johannes, ergänzt durch Choräle und frei gedichtete Chöre und Arien.
- Die Passion besteht aus zwei Teilen, die sich in fünf „Akte“ aufteilen lassen:
- Akt: Verrat un Gefangennahme Jesu
- Akt: Verleugnung durch Petrus
- Akt: Verhör und Geißelung (Folter)
- Akt: Verurteilung und Kreuzigung
- Akt: Tod und Begräbnis
- Es gibt vier verschiedene Perspektiven
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Erzählende Perspektive: Hier geschieht die Geschichte. Der Evangelist erzählt in der heutigen Zeit, was geschehen ist. Dazwischen werden die Szenen mit handelnen Personen (Jesus, Pilatus, Petrus, Soldaten, Volk) nachgespielt.
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Betrachtende Perspektive des/der Einzelnen: Die Handlung wird unterbrochen und aus Sicht eines einzelnen kommentiert oder reflektiert. Im Vordergrund stehen die Emotionen, die durch die Handlung hervorgerufen werden.
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Andächtige Perspektive der Gemeinde: Die Handlung wird unterbrochen. Bedeutende Szenen werden hervorgehoben und in Bezug zur eigenen Lebensrealität gesetzt.
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Ermahnende Perspektive: Rahmenchöre am Eingang und Schluss. Leiten die Passion Ein und reflektieren.
Videos
Livestream vom 7.6.2024: https://www.youtube.com/live/-3kEsJycx_Y
Teaser 2022