Inklusion

Inklusion

Inklusion bedeutet für uns, dass alle gleichberechtigt mitwirken dürfen. Jede*r bringt unterschiedliche Voraussetzungen mit und es ist es wichtig, auf die entsprechenden Bedürfnisse einzugehen. Da wir ein sehr heterogenes Ensemble sind, sind auch die Formen der inklusiven Arbeit sehr vielseitig. Dabei lernen wir stetig dazu und versuchen neue Erkenntnisse in unsere Arbeit einfließen zu lassen. Uns ist es wichtig das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen, um  einem stärkeren Austausch anzuregen, sowohl innerhalb des Ensembles als auch als Inspiration nach Außen. Zuweil heben wir jedoch auch ganz bewusst Unterschiede hervor.

 

Welche Formen der Hörbehinderung gibt es?

Hörbehinderungen können angeboren sein oder auch erst im Lauf des Lebens auftreten. Ab dem 7. Lebensjahr spricht man von Spätertaubung. Die Spanne ist dabei breit von geringgradig Schwerhörig bis zur Gehörlosigkeit. Es gibt auch auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen, bei denen das Ohr selber vollständig funktionstüchtig ist, das Gehörte aber richtig verarbeitet werden kann.

Ist noch etwas Restgehör vorhanden, können verschiedene Formen von Verstärkern helfen, das Hören zu erleichtern. Dazu zählen zum einen Hörgeräte aber auch Induktions- Mirkophon- und FM-Anlagen.

Auch ohne Restgehör gibt es die Möglichkeit einen Teil des Hörvermögens wieder herzustellen, wenn der Hörnerv noch funktioniert. Dafür wird eine Hörprothese im Innenohr operativ eingesetzt, das sogenannte Cochlea Implantat (CI).

 

Welche Formen der Kommunikation gibt es?

Die Gehörlosengemeinschaft ist eine sehr heterogene Gruppe mit unterschiedlichen Kommunikationsformen. Es gibt unterschiedliche Arten zu Gebärden. Die verbreitensten Varianten in Deutschland sind die Deutsche Gebärdensprache (DGS) und Lautsprachbegleitende Gebärden (LBG). Die deutsche Gebärdensprache ist eine eigenständige Sprache mit einer eigenen Grammatik, während lautsprachbegleitende Gebärden Wort für Wort den gesprochenen Text wiedergeben.

Auch innerhalb unseres Ensembles sind die Kommunikationsformen sehr verschieden. Neben Gebärden helfen auch Lippenlesen, das Fingeralphabet oder Aufschreibe die Kommunikation innerhalb des Ensembles zu vereinfachen.

 

Warum gebärden Hörende mit?

Unser Ziel ist es, die hörende und die gehörlose Welt miteinander zu verbinden. Das gemeinsame Gebärden fördert den Zusammenhalt und Austausch zwischen Hörenden und Hörbehinderten. Man achtet aufeinander und unterstütz sich gegenseitig. Das ist es, was wir in Ensemble erreichen und auch nach außen hin zeigen wollen.

Darüber hinaus bietet es uns die Möglichkeit die Polyphonie in den Chören zu zeigen, da sich die Hörbehinderten so an das Tempo der Hörenden anpassen können. Für Hörbehinderte ist es nicht unbedingt ersichtlich, dass es verschiedene Stimmgruppen gibt, die unterschiedlich singen. Auch Hörende können durch die Visualisierung, die gehörten Klänge besser einordnen.

Schließlich sollte niemand in seinen/ihren Ausdrucksmöglihckeiten beschränkt werden. Hörende dürfen Gebärden und die Hörbehinderte dürfen mittönen.

 

Wieso gebärden Hörende und Hörbehinderte unterschiedlich?

Lange Zeit wurden Hörbehinderte stark diskriminiert und zu Lautsprachbegleitenden Gebärden gezwungen. Erst seit 2002 ist die Deutsche Gebärdensprache offiziell anerkannt und wird heutzutage von vielen Gehörlosen als Zeichen der Annerkennung ihrer Kultur bevorzugt.

Aus diesem Grund versuchen wir unsere Gebärden möglichst Nah an der Deutschen Gebärdensprache anzulehnen. Da wir jedoch zeitgleich den Text singen, ist das wegen der unterschiedlichen Grammatiken nicht möglich. Stattdessen verwenden wir in der Regel eine Mischung aus DGS und LBG, die wir als DGS-Nah bezeichnen.

Um jedoch auch die Deutsche Gebärdensprache zu zeigen, stellen wir die beiden Varianten in den Chorälen nebeneinander.

 

Warum gebärden Hörbehinderte dennoch mit LBG Gebärden?

Viele Mitglieder unseres Ensembles sind mit LBG aufgewachsen und verstehen diese besser als DGS. Manche haben auch noch etwas Restgehör und finden es einfacher nah an der Lautsprache zu gebärden, weil sie den Text innerlich mitsprechen.

 

Was ist der Unterschied zwischen Deaf-Performance und dem Singen mit Gebärden

Beim Singen mit Gebärden versuchen wir den Text so gut es geht in Gebärdensprache zu übersetzen. Da die Sprache in Bachs Vokalwerken häufig sehr metaphernreich ist, wird gelegentlich anstelle einer wörtlichen Übersetzung eine sinngemäße verwendet, um den Inhalt verständlicher zu machen. Die Gebärden erscheinen dabei immer zeitgleich mit dem gesungenen Text und spiegeln so auch die musikalische Struktur wieder.

Deaf-Performance hingegen ist keine direkte Übersetzung des Textes. Es ist eine freie Kunstform, die den Text interpretiert und in Gebärdenpoesie ausdrückt. Auf diese Weise bietet es ein visuelles Gegenstück zum ästhetischen Qualität der Musik. Musik und Gebärdensprache können sich dadurch auf Augenhöhe begegnen.

 

Wie nehmen Hörbehinderte Musik war?

Einige Hörbehinderte haben noch etwas Restgehör und können mit Hilfe von Hörgeräten oder Cochlea Implantaten (CI) bestimmte Klänge wahrnehmen. Darüber hinaus, lassen sich die Schwingungen, insbesondere der tiefen Frequenzen auch fühlen. Dazu können zum Beispiel Barfußschuhe helfen, die es erleichtern Schwingungen über den Boden wahrzunehmen. Eine weitere Möglickeit ist einer singenden Person die Hände auf den Rücken zu legen und so die Vibration durch den Körper zu spühren.

 

Lernt man Gebärdensprache bei uns?

Richtig Gebärdensprache lernt man bei uns im Ensemble nicht. Stattdessen lernt man eher ein allgemeinse Bewusstsein dafür, wie die Sprache ungefähr aufgebaut ist. Mit der Zeit prägen sich auch immer mehr einzelne Wörter ein. Das hilft sich untereinander zu verständigen. Wer bereits etwas Gebärdenspache kann, hat bei uns die Möglichkeit diese praktisch anzuwenden und zu üben.

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